Kirche in Lippersdorf 

Ein kleines und uriges Kirchlein mit ganz viel Geschichte stellt das auf den ersten Blick nicht erkennbare, vermutlich aber auch als Wehrkirche errichtete, Gotteshaus in Lippersdorf dar.

 

Immer wieder ist in der Regel mehr dazugekommen als verloren gegangen.

 

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche zweimal teilweise beschädigt. Ihr jetziges Aussehen erhielt sie im Wesentlichen nach dem 1665 begonnenen und 1670 vorläufig beendeten Wiederaufbau. Es ist stark anzunehmen, dass damals auch der wehrgangtypische Holzaufbau entfernt wurde. Hinweise dazu finden sich in der Verjüngung der Mauern oberhalb der 1. Empore und der zeitlichen Zuordnung der Fertigung der zweiten Empore. Jedoch ist es fraglich, ob nach den neueren Forschungsergebnissen überhaupt ein Wehrgang vorhanden war oder ob es sich nur um eine Erweiterung der Kirche im Rahmen der damaligen Bauarbeiten handelte.

 

Aus der alten Kirche ist noch der Altar erhalten. Er wurde 1613 zum Gedenken an den Caspar von Berbisdorf – einem Kirchenpatron gestiftet. Das im Renaissancestil gefertigte Epitaph enthält die wesentlichen Stationen des Lebens Jesu – links die Geburt – rechts die Taufe, in der Predella das Abendmahl, darüber die Kreuzigung mit der Familie selbst im Bild und als Bekrönung die Auferstehung. Auf dem Sockel recht und links daneben die Evangelisten Lukas und Markus. Ebenfalls erhalten hat sich ein Teil der Orgelempore, an dem ein sogenannter Lilienfries – vermutlich gotisch – zu sehen ist. Auch das romanische Fenster hinter dem Altar darf der Erbauungszeit zugeordnet werden.

 

Die Kanzel aus dem Jahre 1709 hat zahlreiche Veränderungen erfahren. Während der Schalldeckel noch mit Resten der Bemalung ursprünglich ist, befindet sich der Kanzelkorb in einem Umbauzustand des Klassizismus. Die Abbildungen der vier Evangelisten sind verloren gegangen.

 

Der 1652 gestiftete Taufstein – Tochter derer von Caspar v. Berbisdorf war Taufpatin im Pfarrhaus geworden - steht in Erinnerung an die Taufe eines jeden Kirchenbesuchers unmittelbar in der Mitte des Kirchenschiffes vor der Mittelsäule. Er ist geschmückt mit den Wappen der Familien von Berbisdorf, von Güntherode, von Haugwitz und von Schönberg, alles Adelsgeschlechter aus der Umgebung.

 

Die Mittelsäule läuft in eine vom Rankenmuster geprägte Kassettendecke. Sie wurde ursprünglich mit den Emporen 1726 vom sächsischen Hof- und Jagdmaler Johann Christian Buzäus erstmals bemalt, jedoch in der Jugendstilzeit übermalt und dann 1970 mit den Emporen wieder hergestellt. Im Jahr 2006 wurde sie erneut gefestigt, gemeinsam mit der Mittelsäule und dem Unterzug.

 

Bemerkenswert ist auch ein Christus auf der Rast, ein Meditationsbild um 1500. Gleich dahinter befindet sich über dem Patronatsgestühl ein ursprüngliches Weihekreuz.

 

Lange war über die Geschichte der Orgel wenig bekannt. Bei der Restauration 2004 jedoch wurde deutlich, dass sie 1670 vermutlich von einem Döbelner Orgelbaumeister Richter für Lippersdorf erbaut wurde. Zum Gebet und Gottesdienst lädt die Gemeinde ein Bronzegeläut mit drei Glocken ein. Nach der wechselvollen Geschichte haben wir jetzt zwei Glocken aus dem Jahre 1994 und eine Dritte stammt aus dem Jahr 1904. Sie hängen im Dachreiter, der in seiner jetzigen Form erst 1840 aufgesetzt wurde.

 

Immer wieder war es den Menschen wichtig, diesen Ort der besonderen Nähe Gottes zu bewahren.

 

Michael Escher,  2019