Landeskirche Sachsen

 
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Kirche in Mittelsaida

Über den Zeitpunkt, wann der Ort Mittelsaida entstanden ist, gibt es keine Zeugnisse. Es lässt sich nur vermuten, dass er in dem Zusammenhang der Besiedlung des Miriquidi im 12. Jahrhundert seine Ursprünge hat. Dazu gibt die Lage an einer Handelsstraße allen Grund. Wie damals üblich wurde als Voraussetzung der Besiedlung eine Kirche bzw. Kapelle errichtet. Sie diente Reisenden genauso wie den frisch Angesiedelten als Ort der Einkehr und Ort des Gottesdienstes. Oft war es nur ein schlichter Bau aus Holz.

Die erste Erwähnung des Ortes ist 1378 als „Syde“. Ab 1434 taucht die Bezeichnung als „Mittel-saide“ auf. Auch die beiden anderen zur Parochie (Kirchgemeinde) gehörenden Orte werden 1434 als „Nydder Seide“ und „Obir Seide“ erwähnt. Es wird also schon zu dieser Zeit die Gesamtansiedlung der „Drei Saiden“ gegeben haben. Im Jahre 1434 kaufte die Familie von Berbisdorf die Herrschaft Lauterstein und damit auch den Ort.

Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch der uns jetzt noch in den Ursprüngen erhalten gebliebene Kirchenbau. Aus den bitteren Erfahrungen von Plünderungen durch umherstreifende Horden begann man, eine Steinkirche mit wehrhaftem Charakter und Dachreiter zu bauen.

Pastor Oehme schreibt über Mittelsaida in seinen chronistischen Aufzeichnungen von 1835 folgendes: „Der Sage nach ist der Anbau Mittelsaida entstanden in der Zeit des Hussitenkrieges unter Ziska und Procobius (zwei Anführer der Truppen) zwischen 1419-35, wo viele der bedrängten Hussitten und Caliptaner auswanderten und sich in den waldigen Gegenden des Erzgebirges ansiedelten.“ Neuere Untersuchungen hingegen weisen auf die Entstehung des Wehraufbaus um 1474 hin.

Die Wehrkirche von Mittelsaida hat ihre ursprüngliche Gestalt nicht bewahrt. Zahlreiche Um- und Einbauten haben ihr Gesicht verändert. Zu jeder Zeit wurden an ihr nach den Bedürfnissen und Vorstellungen der Menschen Spuren hinterlassen. 1581erfolgte die Erweiterung der rechteckigen Kirche mit dem Anbau des Chorraumes (Altarraum). Infolgedessen wurde auch der Wehrgang im Dachbereich in gleicher Weise weiter gezogen. 1728 baute man die Haselbacher und Gränitzer Stände, die Rittergutsloge und eine Sakristei an der Nordseite an. Aufgrund der nicht mehr benötigten Wehrfunktion wurde nun das erweiterte Dach einfach über den Wehrgang hinweggezogen. Auf dem Kirchboden kann man diesen Bauprozess noch einmal zurückverfolgen.

Nach 1723 bis 1724 wurde die jetzt noch erhaltene Orgel vom Meißner Orgelbauer Johann Ernst Hähnel eingebaut. Diese reicht mit ihrem Prospekt bis in die Decke hinein. Später kam noch im Südbereich die Fenster verdeckende und erweiterte Orgelempore dazu.

Der jetzige barocke Dachreiter ist 1701 anstelle des vorigen Dachreiters errichtet worden. Er beherbergt die beiden Glocken. Die kleine Glocke stammt aus dem Jahre 1464 und ist der heiligen Katharina geweiht. Es wird vermutet, dass die Kirche ursprünglich dieser Nothelferin geweiht war, weil auch noch ein alter Abendmahlskelch eine solche Widmung trägt. Die große Glocke ist von 1497 und Maria, der Mutter Jesu geweiht.

Im Inneren der Kirche ging durch die Baumaßnahmen von 1826 viel verloren. Auf Drängen des damaligen Pfarrers Karl August Oehme wurde die Malerei (ähnlich dem an der Nordempore wieder hergestellten Passionszyklus) übertüncht oder entfernt. Die Fenster im Chorraum erfuhren eine Vergrößerung. Die wiederhergestellte, vorrangig grün gehaltene Farbgebung an den Emporen, hat vermutlich hier ihren Ursprung. Die Ornamente der Kirchendecke und des Gestühls stammen aus der Zeit des Barock. Sie wurden in den Jahren 1958 bis 1960 wieder freigelegt, Fehlendes ist entsprechend neu gestaltet worden.

Hinter dem Altar befinden sich noch erhaltene Epitaphien der Familie von Berbisdorf, die als Patronatsherren der Kirche das Recht hatten, sich in ihr begraben zu lassen.

Das barocke Gestühl im Altarraum stammt etwa aus der Zeit um 1640. Es ist nicht eindeutig belegt, ob es sich um einen Beichtstuhl oder um das Gestühl der Patronatsfamilie von Berbisdorf handelt.

Der aus Renaissance und Barock stammende hölzerne Kanzelaltar ist in der Zeit um 1660 zusammengestellt worden. Er ist Blickfang für jeden Kirchenbesucher. In verschiedenen Darstellungen nimmt er Inhalte des christlichen Glaubens auf. Zentrales Thema ist durch die Kanzel und die rechts und links zu sehenden Evangelisten Markus und Lukas die Verkündigung des Wortes Gottes. Einen Hauch der Ewigkeit wird durch die Engelsdarstellungen als oberem Abschluss vermittelt.

Im Jahre 2002 fand eine grundhafte Erneuerung des Dachstuhles mit Dachreiter, insbesondere des Wehrganges statt. Die vermutlich im 18./19. Jahrhundert entfernten Bügen und Klebepfosten (Konsolen) des Wehrganges wurden neu angebracht, die südliche Blockbohlenwand wurde erneuert, ein neuer Glockenstuhl wurde ebenfalls eingebaut. Die Reparatur der kleinen Glocke erfolgte durch Schweißen, das gesamte Dach wurde mit neuer Schalung versehen und mit Thüringer Schiefer eingedeckt. Diese umfangreichen Baumaßnahmen sind durch das Engagement der Kirchgemeinde, der Unterstützung der Landeskirche Sachsen und der Denkmalpflege möglich geworden. Die durch Wasserschäden in Mitleidenschaft gezogene Decke im Inneren der Kirche konnte durch eine vollständige Förderung der Robert Bosch Stiftung im Jahre 2003 erneuert werden.

2008 wurden auch die Hähnel Orgel, die Emporen und der Altar denkmalgerecht aufgearbeitet.

Michael Escher, 2019